Als ich Wolfgang Jentsch/Jenč vor rund fünf Jahren kennen lernte, hatte er mit dem Thema Blaudruck innerlich schon fast abgeschlossen. Mit viel Liebe und Leidenschaft hatte er eine Bibliografie verfasst, die das Standwerk in diesem Bereich ist. In einem großen Netzwerk hatte es die Blaudruck-Community geschafft, dass der Blaudruck im Jahr 2018 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit (UNESCO-Weltkulturerbe) erklärt wurde. Doch danach geschah wenig. Ein Titel rettet ein altes Handwerk eben nicht.

Für Wolfgang war es im Leben das zweite Mal, dass er seine Arbeit teilweise entwertet sah. Der im Jahr 1955 in Ralbitz Geborene arbeitete in der DDR für die Sorben „staatsnah“. Er organisierte Blattgold für Kirchen, Stoffe für die Trachtenversorgung, unterstütze Post und Bahn bei der Zweisprachigkeit und das Druckhaus der Domowina mit Aufträgen. Über diese Begebenheiten sprach er gern. Nach dem Ende der DDR fühlte er diese Arbeit nicht ausreichend gewürdigt.
Beim Blaudruck entstanden nach 2021 neue Netzwerke und die sorbischen Strukturwandelprojekte gaben neue Perspektiven. So entwickelte sich der Plan, in Jänschwalde eine (sorbische) Vorführwerkstatt zu entwickeln und den Blaudruck auch mit modernen Technologien voranzutreiben. Wir veröffentlichten eine Broschüre zum Blaudruck in der Lausitz, Wolfgang nahm mich zum Färbermarkt in Gutau mit und der rbb veröffentlichte eine Dokumentation.
Das alles gab Wolfgang auch wieder Hoffnung. Er bastelte mit Kindern Schmuck mit Kaui-Schnecken, er erstellte eine Kollektion von Modeschmuck in sorbischen Farben und bastelte Souvenirs mit Lausitzer Granit.
Länger zusammen saßen wir das letzte Mal bei der Premiere der Blaudruck-Dokumentation des rbb in Jänschwalde/Janšojce, die er wirklich schön fand. Nach der Dokumentation liefen sorbische Kinderfilme und neben uns sprachen Familien mit ihren Kindern Niedersorbisch. Da sahen wir uns an, lächelten und wussten: das Sorbische hat Zukunft!
Daniel Häfner, der Nachruf erschien auch im Nowy Casnik vom 30.10.2025